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16.11.2022 | 06:50

Was hilft bei entzündeten Zahnfleischtaschen? Alles zu Schmerzbehandlung & Reinigung

Zahnfleischtaschen sind ein Anzeichen für eine Parodontitis. Die Folgen der Erkrankung beschränken sich nicht immer auf die Mundhöhle, sondern können den gesamten Körper betreffen. Betroffene sollten daher Symptome wie zurückgehendes Zahnfleisch unbedingt ernst nehmen. Im folgenden Ratgeber erfahren Sie, wie Zahntaschen entstehen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Sie der Entstehung vorbeugen können.

    Zahnfleischtasche – was ist das?

    Ist unser Zahnfleisch gesund, liegt es stabil am Zahn an – Bakterien haben so keine Chance, sich einzunisten. Die als Sulcus gingivae bezeichnete Furche, an der der Zahnfleischsaum am Zahn haftet, ist normalerweise bis zu zwei Millimeter tief. Bei Vertiefung dieses Abstands spricht man von einer Zahnfleischtasche, in der sich Bakterien sammeln und Entzündungen hervorrufen können. Es gibt verschiedene Gründe, warum sich die Taschen vergrößern.

    Zahnärzte unterscheiden zwischen echten Zahnfleischtaschen und Pseudotaschen: Während bei einer echten Zahntasche tatsächlich ein Zwischenraum besteht, ist bei einer Pseudotasche das Zahnfleisch rund um den Zahn geschwollen, liegt aber weiterhin fest an.

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    Was sind die Folgen von Zahnfleischtaschen?

    Bleiben die Probleme unbehandelt, droht eine Parodontitis, die Auswirkungen auf den gesamten Körper haben kann. Die Bakterien gelangen über das Blut in den Organismus und können Erkrankungen verursachen. Wenn Sie mehr über dieses Thema wissen möchten, empfehlen wir unseren Artikel „Risiko schlechte Zähne: Wie kranke Zähne auf unseren Körper wirken“. Zudem kann der zahntragende Knochen durch die fortschreitende Erkrankung geschädigt werden, die Zähne lockern sich und fallen im schlimmsten Fall aus.

    Welche Ursachen gibt es für Zahnfleischtaschen?

    Zahntaschen entstehen vor allem durch mangelnde Mundhygiene. Bakterien bilden zusammen mit Speiseresten einen Biofilm. Wird dieser auch als Plaque bezeichnete Film nicht täglich entfernt, kann das zu einer Gingivitis- und Zahnsteinbildung führen. In der Folge zieht sich das Zahnfleisch zurück und es bilden sich Taschen. Dringen ohne Behandlung weitere Bakterien ein, vergrößern sich diese Zahntaschen. Der gesamte Zahnhalteapparat wird durch eine Parodontitis gefährdet.

    Bestimmte Risikofaktoren begünstigen Zahnerkrankungen und damit die Entstehung von Zahntaschen:

    • Krankheiten wie Diabetes oder Rheuma
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    • Herabgesetzte Immunabwehr durch Erkrankungen (unter anderem Leukämie, HIV-Infektionen, Morbus Crohn)
    • Rauchen
    • Hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft oder der Menopause
    • Zunehmendes Lebensalter
    • Vitamin-C-Mangel
       

    Symptome: Welche Anzeichen gibt es für Zahnfleischtaschen?

    Die Tiefe der Zahntaschen kann nur der Zahnarzt bestimmen. Dennoch gibt es verschiedene Anzeichen für eine Parodontitis und damit einhergehende Taschenbildung:

    • Gerötetes, geschwollenes oder entzündetes Zahnfleisch
    • Zahnfleischbluten
    • Zähne reagieren empfindlich auf Hitze oder Kälte, Betroffene bemerken einen süßlichen Geschmack im Mund, was auf eine Entzündung oder eine Zahnfleischtasche hinweisen kann
    • Stark fauliger Mundgeruch trotz sorgfältiger Mundhygiene
    • Schmerzen bei der Zahnreinigung
    • Zahnstein
    • Lockere Zähne

    Unser Tipp

    Bemerken Sie ein oder sogar mehrere Anzeichen für Zahntaschen und eine Zahnerkrankung, sollten Sie einen Zahnarzttermin vereinbaren. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser der Behandlungserfolg.

    Diagnose der Zahnfleischtasche

    Besteht der Verdacht auf Taschen im Zahnfleisch und eine Parodontitis, erkundigt sich der Arzt im Gespräch mit dem Patienten zunächst, ob bestimmte Risikofaktoren bestehen. Zudem möchte der Mediziner mehr über die tägliche Zahnpflege des Patienten erfahren. Danach folgt die Untersuchung.

    Ein wichtiger Indikator für die Erkrankung ist die Tiefe der Taschen, die der Zahnarzt beim Parodontose-Screening mit einer Parodontalsonde ermittelt. Der Arzt teilt das Gebiss des Patienten in sechs Bereiche und misst jeweils an bis zu sechs Stellen die Taschentiefe. Daraus ergibt sich ein PSI-Wert zwischen 0 und 4 für jeden Zahnbereich, wobei stets der schlechteste Wert ausschlaggebend für den Befund ist.
     

    Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen PSI-Codes:

    PSI-Code Tiefe der Zahntaschen Behandlungsempfehlung
    0 < 3,5 mm, keine Blutungen, kein Zahnstein Keine Behandlung erforderlich
    1 < 3,5 mm, Blutung bei Sondierung, kein Zahnstein Optimierung der Mundhygiene
    2 < 3,5 mm, Zahnstein und überstehende Füllungs- oder Kronenränder Optimierung der Mundhygiene, Zahnsteinentfernung, Glättung der Ränder
    3 3,5 – 5,5 mm Verdacht auf Parodontitis, individuelle Therapie
    4 > 5,5 mm Verdacht auf Parodontitis, individuelle Therapie

     

    Zeigt die Messung, dass die Taschenbildung bereits weit fortgeschritten ist, fertigt der Zahnarzt ein Röntgenbild, um festzustellen, ob der Kieferknochen angegriffen wurde.

    Behandlung: Wie werden Zahnfleischtaschen gereinigt?

    Was Sie selbst gegen zurückweichendes Zahnfleisch und die Entstehung von Zahnfleischtaschen tun können, erfahren Sie in unserem Artikel “Zahnfleischtaschen Hausmittel”. 

    Es ist jedoch nicht möglich, die Zahntaschen selbst zu reinigen. Nur der Zahnarzt kann eine entsprechende Therapie durchführen.

    Üblich ist in der Regel zunächst eine professionelle Zahnreinigung, um die Anzahl der Bakterien in der Mundhöhle zu verringern. Dabei verwendet der Zahnarzt einen Scaler, um die Ablagerungen zu entfernen.

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    Im Anschluss folgt die individuelle Behandlung, die sich nach der Diagnose richtet:

    Geschlossene Kürettage

    Diese Therapie eignet sich für Zahntaschen mit einer Tiefe bis zu 5mm. Der Zahnarzt reinigt mechanisch mit einem Handinstrument sowie Ultraschall oder Laser. Dabei entfernt der Mediziner Zahnbeläge, Konkremente und Zahnstein aus den Taschen. Die Behandlung wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt.

    Offene Kürettage

    Dieser chirurgische Eingriff ist für den Patienten unangenehmer und wird bei Zahntaschen ab etwa 5 oder 6 mm Tiefe unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Die Taschen sind so tief, dass der Zahnarzt das Zahnfleisch mit einem Skalpell aufschneidet und aufklappt. Auf diese Weise werden die Zahnhälse und die Zahnwurzel freigelegt und können sorgfältig gereinigt werden. Nach Abschluss der Reinigung verschließt der Arzt das Zahnfleisch. In den Tagen nach der Behandlung kann es zu Schmerzen kommen, da eine offene Wunde entstanden ist. Der Patient muss daher auf eine besonders sorgfältige Mundhygiene und Desinfektion achten. Unter Umständen rät der Arzt zur Einnahme von Schmerzmitteln.

    Knochen- und Gewebeaufbau

    Hat die Erkrankung bereits den Kieferknochen angegriffen, bildet der Körper diesen nicht zurück. In einigen Fällen rät der Zahnarzt zu einem Knochenaufbau, um den Zähnen wieder mehr Halt zu geben. Möglich ist das entweder mit dem Wiederaufbau des eigenen Knochens oder einem körperfremden Knochenersatzmaterial. Beim Knochenaufbau mit eigenem Knochenmaterial entnimmt der Zahnarzt in der Regel aus dem hinteren zahnlosen Kieferbereich Knochen und bringt diesen an der betroffenen Stelle ein. Setzt der Arzt auf eine Behandlung mit Knochenersatz, wird dieses Material ebenfalls direkt eingebracht.

    Kosten der Behandlung: Was muss der Patient selbst zahlen?

    Hat der Zahnarzt eine Parodontitis diagnostiziert, tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die konventionelle Reinigung der Zahntaschen und übernehmen auch die Rechnungen für Vor- und Nachbehandlungen. Pro Zahn ist mit rund 25 Euro zu rechnen. Vor der Therapie ist ein Heil- und Kostenplan einzureichen, in dem der Zahnarzt begründet, warum die Therapie erforderlich ist. Zudem verlangt die Krankenkasse eine Bestätigung des Arztes, dass kein Zahnstein vorhanden ist und der Patient sich verantwortungsvoll verhält, Kontrolltermine einhält und auf eine gute Mundhygiene achtet.

    Als gesetzlich Versicherter haben Sie Anspruch auf folgende Leistungen:

    • Diagnose und Messen der Taschentiefe
    • Aufklärungsgespräch und Anleitung zur korrekten Zahnpflege
    • Vom Arzt angeratene Therapie, abhängig von der Diagnose
    • Übernahme von Kosten für vorbereitende Behandlungen wie die Beseitigung von Füllungsrändern oder die Extraktion nicht erhaltungswürdiger Zähne
    • Weitere Leistungen im Rahmen der sogenannten UPT (Unterstützende Parodontitis Therapie) innerhalb von zwei Jahren nach der Therapie wie Mundhygienekontrolle und erneute Anleitung zur korrekten Pflege
    • Reinigung aller Zähne

    Bestimmte Leistungen wie die professionelle Zahnreinigung vor der eigentlichen Behandlung oder die Rekonstruktion bereits abgebauter Knochen zahlen Sie aus eigener Tasche. Auch moderne Therapieverfahren wie eine Laserbehandlung zählen zu privaten Leistungen, die Sie selbst übernehmen müssen.

    Unter Umständen lehnt die Krankenkasse den eingereichten Heil- und Kostenplan wegen einer zu geringen Tiefe der Zahnfleischtaschen ab. Auch wenn der Knochenabbau schon bei mehr als 75 Prozent liegt, tragen die Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht. Wenn der Arzt jedoch zu einer Behandlung rät, ist diese vom Patienten selbst zu zahlen. Leistungen zum Knochenaufbau werden von den gesetzlichen Versicherern nicht übernommen.

    Der Premium-Tarif ZahnGesund 100 des Münchener Verein leistet 100 %, für Laserbehandlung und Knochenaufbau, wenn Ihre gesetzliche Krankenversicherung nicht für die Behandlungskosten aufkommt.

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    Private Zahnzusatzversicherung: Was zahlen die Versicherer bei einer Zahnfleischtaschenreinigung?

    Haben Sie die gesetzlichen Leistungen mit einer privaten Zahnzusatzversicherung ergänzt, übernehmen die Versicherer abhängig von der jeweiligen Tarifwahl die Kosten für die Zahnfleischtaschenreinigung sowie Leistungen für die professionelle Zahnreinigung. Nicht jeder Tarif deckt diese Kosten ab.

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    Vorbeugung: Was kann ich gegen die Bildung von Zahntaschen tun?

    Hilfreiche Tipps, wie Sie Zahnfleischtaschen vorbeugen:

    • Konsequente Zahnpflege: Zwei Mal täglich die Zähne putzen, Zahnseide oder Interdentalbürsten verwenden, um den Zahnbelag aus den Zahnzwischenräume zu entfernen
    • Verwendung einer chlorhexidinhaltigen Mundspülung
    • Jährliche oder halbjährliche Kontrolltermine beim Zahnarzt
    • Professionelle Zahnreinigung ein oder zwei Mal jährlich
    • Gesunde Ernährung
    • Verzicht auf Nikotin

    Für Patienten, die bereits wegen dieser Symptomatik behandelt wurden, ist die Erhaltungsphase besonders wichtig. Damit die Erkrankung nicht wieder auftritt, ist eine sorgfältige Mundhygiene unerlässlich. Zudem sollten in Abstimmung mit dem Zahnarzt regelmäßige Kontrolltermine vereinbart werden.
     

    Fazit: Zahnfleischtaschen unbedingt rechtzeitig behandeln

    • Wichtig ist, erste Warnzeichen wie Zahnfleischbluten oder freiliegende Zahnhälse ernst zu nehmen, damit es nicht zu einer Vertiefung bestehender Zahnfleischtaschen kommt.
       
    • Mit einer individuellen Behandlung reinigt der Zahnarzt die Zahntaschen. Angst vor Zahnschmerzen müssen Patienten nicht haben, da die Therapie unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird.
       
    • Möglich sind auch schmerzarme Behandlungen wie eine Lasertherapie, die Sie jedoch aus eigener Tasche bezahlen müssen.
       
    • Nach der Behandlung ist die Erhaltung des Ist-Zustands besonders entscheidend: Das gelingt mit der täglichen Pflegeroutine, regelmäßigen Kontrollterminen und der professionellen Zahnreinigung ein oder zwei Mal jährlich.
       

    Hinweis: Unsere Artikel liefern allgemeine Informationen zu möglichen zahnärztlichen Behandlungen, ohne dass damit ein Rechtsanspruch auf Leistungen aus unseren Zahnzusatzversicherungen abgeleitet werden kann. Es gelten die entsprechenden Vertragsgrundlagen (AVB sowie die jeweiligen Tarifbedingungen). Leistungsanträge werden im jeweiligen Einzelfall auf Vorliegen der Voraussetzungen für einen Leistungsanspruch geprüft.

    GZFA: www.gzfa.de
    DR. Seidel: www.zahnarzt-drseidel.de
    Oralchirurgie im Schäfferhaus: www.oralchirurgie-t1.de
    PAR-Richtlinie: par-richtlinie.de

    Alle abgerufen am 13.10.2022

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