Was ist Akupunktur?
Die Akupunktur gehört zur Komplementär- und Alternativmedizin, kurz CAM. Hier sind alle Methoden zusammengefasst, die außerhalb konventioneller Behandlungen eingesetzt werden. Die Bezeichnung leitet sich aus den lateinischen Worten „acus“ für Nadel und „punctio“ für Stechen ab. Das alternative Heilverfahren gibt es bereits seit knapp 3.000 Jahren, erste schriftliche Aufzeichnungen gehen zurück ins Jahr 2.200 vor Christus.
Die TCM geht davon aus, dass die Lebensenergie, das Qi, ungehindert fließen muss, damit der Körper sich in einem gesunden Gleichgewicht befindet. Der Therapeut setzt bei der Therapie feine Nadeln an spezielle Punkte der Haut, um Energieblockaden zu lösen und das Qi störungsfrei durch den Körper strömen zu lassen. Mehr zur Traditionellen Chinesischen Medizin erfahren Sie in unserem Ratgeber "TCM: Das sollten Sie wissen".
361 Akupunkturpunkte liegen auf 12 Hauptmeridianen
Die Traditionelle Chinesische Medizin teilt den Körper in Energiebahnen, die sogenannten Meridiane, ein. Auf diesen Meridianen befinden sich Akupunkturpunkte, die bestimmten Organen, Körperfunktionen oder Krankheitsbildern zugeordnet sind.
Es gibt zwölf Hauptmeridiane, die sich in die Yin-Meridiane an der Vorder- und Innenseite des Körpers und die Yang-Meridiane an der Rück- und Außenseite des Körpers aufteilen. Auf diesen Energiebahnen liegen 361 Akupunkturpunkte.
Durch die gezielten Nadelstiche an den Akupunkturpunkten stimulieren die Therapeuten den Energiefluss an und stellen das harmonische Gleichgewicht wieder her. Es ist auch möglich, die Punkte ohne Verwendung von Nadeln durch gezielten Druck zu aktivieren, in diesem Fall handelt es sich um Akupressur.
Wie wirkt die Akupunkturbehandlung?
Anders als die klassische Schulmedizin ist die Akupunktur eine Heilkunde, die auf jahrtausendealten Erfahrungen basiert. Im Vergleich zu anderen Naturheilverfahren ist die Therapie mit den feinen Akupunkturnadeln bereits gut erforscht, abschließende Erklärungen über die genaue Wirkungsweise der Therapie gibt es jedoch nicht. Auch die Existenz der Meridiane konnte bisher nicht bewiesen werden.
Entspannung und Linderung von Schmerzen
Man geht davon aus, dass die feinen Nadelstiche auf das Nerven- und Hormonsystem des Menschen wirken. So scheint die TCM-Therapie Serotonin und Endorphine, die auch als Glückshormone bezeichnet werden, freizusetzen. Zudem wird durch die gezielt gesetzten Nadeln vermutlich die Schmerzweiterleitung zum Gehirn blockiert, was den Schmerz für den Patienten lindert. Ein Beleg für diese Theorie ist, dass sich an den Akupunkturpunkten die Endpunkte verschiedener Nervenbahnen befinden. Denkbar ist zudem die Freisetzung von Wachstumshormonen, die die Regeneration von geschädigtem Gewebe fördern
Organe und Akupunkturpunkte
Jeder Akupunkturpunkt steht in Verbindung mit einem bestimmten Organ oder einem Kreis von Organen. Stimuliert der Therapeut nun den Punkt, der zu den Beschwerden des Patienten passt, tritt einer anderen Theorie zufolge eine sogenannte Reflexwirkung ein und der Energiestrom des betroffenen Organs wird wieder ins Gleichgewicht gebracht.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die der Nadeltherapie lediglich einen Placebo-Effekt zuschreiben und davon ausgehen, dass die Wirkung allein durch die Einbildung der Behandelten zustande kommt. Dennoch spielt die Psyche gerade bei der Schmerzbehandlung eine wesentliche Rolle und so bleibt es letztlich unerheblich, durch welchen Effekt das Schmerzempfinden des Patienten beeinflusst wird.
Wie steht die Wissenschaft zur Akupunktur?
Im Jahr 2017 wurden im Acupunctre Evidence Project die Forschungsergebnisse in diesem Bereich für 122 Erkrankungen überprüft. Die von der Australian Acupunctre and Chinese Medicine Association Ltd. unterstützte Studie ergab bei insgesamt acht Indikationen wie Kopfschmerzen, Schmerzen im unteren Rücken, Heuschnupfen und Kniearthrose einen eindeutigen Behandlungseffekt. Für die folgenden 38 Erkrankungen konnte ebenfalls ein positiver, moderater Effekt bestätigt werden.
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Für 71 Erkrankungen waren die Ergebnisse unklar, bei fünf Beschwerdebildern gab es keinen Wirkungsnachweis der Therapie.
Auch in Analysen der Cochrane Collaboration wird dem Ärzteblatt zufolge der Heilmethode eine sehr gute Wirkung bei Spannungskopfschmerzen und Migräne zugeschrieben. Im Vergleich zur klassischen Gabe von Medikamenten zeigte sich die Behandlung mit den feinen Nadeln überlegen, wobei in der Untersuchung von einem starken Placebo-Effekt ausgegangen wurde: Es kam nicht so sehr auf die richtigen Akupunkturpunkte, sondern auf das Setzen der Akupunkturnadeln an sich an.
Welche Beschwerden kann Akupunktur lindern?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in einer Liste rund 100 Beschwerden veröffentlicht, die mit dem Heilverfahren behandelt werden können. Unter anderem sind folgende Indikationen auf der WHO-Liste zu finden:
- Allgemeine Erkältungskrankheiten, Erkrankungen der Atemwege
- Akute Bronchitis
- Augenerkrankungen
- Gastrointestinale Erkrankungen
- Erkrankungen in der Mundhöhle wie Gingivitis
- Neurologische und orthopädische Erkrankungen wie Kopfschmerzen oder rheumatoide Arthritis
- Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Durchblutungsstörungen und Angina pectoris
- Hauterkrankungen (Neurodermitis, Schuppenflechte, Nesselausschlag etc.)
Hilfreich kann die Therapie auch bei einer Suchtentwöhnung sein und unterstützt unter anderem Rauchern bei der Nikotinentwöhnung. Auch Schmerzen während der Geburt lassen sich durch die feinen Nadelstiche wirksam lindern.
Tipp
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Wie läuft die Akupunkturbehandlung ab?
Am Anfang steht in der Regel ein Erstgespräch mit einer ausführlichen Anamnese. Der TCM-Arzt erkundigt sich nach den Beschwerden und stellt eine Diagnose - optimalerweise nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dabei betrachtet der Therapeut den Patienten im Fall ganzheitlich und erstellt ein individuelles Behandlungskonzept
Danach folgt die Heilbehandlung, die in der Regel wie folgt abläuft:
- Üblicherweise wird die Behandlung im Liegen durchgeführt.
- Der Therapeut sticht sterile Nadeln in die vorab bestimmten Akupunkturpunkte.
- Es werden zwischen 10 bis 15 Akupunkturnadeln gesetzt.
- Der Patient spürt einen leichten Einstich, danach machen sich die feinen Nadeln durch leichtes Ziehen oder Kribbeln bemerkbar. Es kann auch ein Wärmegefühl einsetzen.
- Die Nadeln bleiben etwa 20 Minuten in der Haut, während der Patient entspannt.
- Danach werden die Nadeln entfernt.
- Im Idealfall folgt nun eine kurze Ruhephase.
Mögliche Sonderformen der Akupunkturbehandlung
Moxibustion
Zusätzlich zu den feinen Nadeln kann der Akupunkteur weitere Techniken einsetzen, um den Effekt zu verstärken. So werden die Nadeln bei der Moxibustion erwärmt. Der Therapeut verbrennt dazu getrocknete Beifußblätter direkt an den Akupunkturpunkten. Damit keine Verbrennungen entstehen, können Ingwer- oder Knoblauchscheiben auf die Haut gelegt werden. Die zusätzliche Hitze wird abhängig von der Art der Beschwerden eingesetzt.
Elektroakupunktur
Eine andere Technik ist die Verstärkung der Nadelwirkung mit leichtem Reizstrom. Während der Behandlung wird schwacher Strom durch die Akupunkturnadeln geleitet.
Laserakupunktur
Hier verzichtet der behandelnde Arzt auf die Verwendung von Nadeln und stimuliert die Akupunkturpunkte mittels Laser. Für den Patienten ist diese Behandlung schmerzfrei, da keine Nadeln eingestochen werden. Die Laserstrahlen sind so gering, dass für die Haut keine Gefahr besteht.
Ohrakupunktur
Die Idee der Ohrakupunktur ist, dass die Ohrmuschel jeden Punkt des Körpers repräsentiert. Man spricht auch von einem Mikrosystem. Dieses Heilverfahren eignet sich für den Einsatz von Dauernadeln, die bis zu sieben Tage in der Haut bleiben. Erfolgreich ist die Ohrakupunktur etwa bei chronischen Schmerzen, zur Unterstützung bei der Gewichtsabnahme oder der Raucherentwöhnung.
Wie lange dauert es, bis die Akupunkturbehandlung hilft?
Wie lange es dauert, bis durch die TCM-Therapie eine Besserung eintritt, ist von den Beschwerden und der Erkrankung abhängig. So kann bei akuten Problemen bereits innerhalb weniger Minuten oder Stunden eine Linderung eintreten.
Handelt es sich um chronische Beschwerden, tritt eine Verbesserung erst durch Regelmäßigkeit ein. Idealerweise behandelt der TCM-Arzt einmal wöchentlich über eine Dauer von rund 10 Wochen.
Welche Nebenwirkungen gibt es bei der Akupunktur?
Wenn ein erfahrener und geprüfter Therapeut die Heilmethode durchführt, sind Nebenwirkungen selten. Wichtig ist, dass sterile Nadeln verwendet werden, damit es an der Einstichstelle nicht zu Infektionen kommt.
Die Nebenwirkungen der Akupunktur sind in der Regel vorübergehend:
- Schmerzen, Blutungen oder Blutergüsse an den Einstichstellen
- Hautrötungen
- Müdigkeit nach der Behandlung
- Sehr selten treten Schwindel, Nervenreizungen oder Verletzungen an Organen und Bewusstlosigkeit auf.
Tipp
Grundsätzlich gilt: Je erfahrener und besser ausgebildet der Akupunkteur ist, desto sicherer ist die Behandlung für den Patienten. Einen geprüften Therapeuten finden Sie beispielsweise bei der gemeinnützigen Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur DÄGfA nach Eingabe Ihrer Postleitzahl.
Welche Kosten übernehmen gesetzliche Krankenkassen für die Akupunktur?
Die Krankenkassen bezahlen Akupunkturbehandlungen zur Linderung chronischer Schmerzen in folgenden Fällen:
- Bei Schmerzen an der Lendenwirbelsäule
- Bei Kniegelenksarthrose
Die Kosten werden übernommen, wenn die Schmerzen seit mindestens sechs Monaten bestehen. Zudem muss der Arzt eine Zusatzweiterbildung als Akupunkteur und Kenntnisse in der Schmerztherapie und der Psychosomatik vorweisen, um mit der Kasse abrechnen zu können.
Die Krankenkasse übernimmt in diesen Fällen bis zu zehn Sitzungen innerhalb von sechs Wochen. Begründet der Arzt eine Ausnahme, sind unter Umständen bis zu 15 Sitzungen in 12 Wochen möglich. Eine weitere Behandlung ist nach Abschluss der ersten Therapie frühestens nach einem Jahr wieder möglich.
Einige Krankenkassen übernehmen Akupunkturkosten auch für andere Behandlungen, hier kommt es auf die genauen Leistungen an.
Wenn Sie Naturheilbehandlungen bevorzugen und auf Akupunktur, Osteopathie oder Heilpraktikerleistungen setzen, ist die ambulante Zusatzversicherung des Münchener Verein eine sehr gute Wahl. Sie erhalten 85 Prozent der Kosten, jährlich bis zu maximal 1.000 Euro für Ihre Behandlung.
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Fazit: Akupunktur als nebenwirkungsarme Behandlungsalternative
- Auch wenn in vielen Bereichen der Beweis für die Wirksamkeit fehlt, zeigt die Heilmethode sich als hilfreiche Behandlungsmöglichkeit vor allem bei chronischen Schmerzen.
- Die Wissenschaft konnte bisher nicht abschließend klären, ob der Placebo-Effekt oder die Wirkung der feinen Nadeln für Linderung sorgt. Für den Patienten, der durch die Therapie schmerzfrei wird, ist dieser Umstand jedoch letztlich nicht von Belang.
- Der Patient kann im Idealfall auf die Einnahme von Medikamenten verzichten und wird durch die nebenwirkungsarme Akupunktur schmerzfrei.
- Wichtig ist, dass ein erfahrener Spezialist Diagnose und Sitzung durchführt.
Quellen
Apothekenumschau: www.apotheken-umschau.de
Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale.de
Planet Wissen: www.planet-wissen.de
Carstens-Stiftung: www.carstens-stiftung.de
(alle abgerufen am 03.11.2022)
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